Was sagt der Buddha zu Geld und Reichtum?

Buddhismus und Geld, passt das überhaupt zusammen? Hat der Buddha nicht gesagt, man müsse asketisch leben, ist Geld haben wollen nicht ein Zeichen von Gier?

Ich habe mich noch einmal ausführlich mit diesem Thema befasst. Seit kurzem bitte ich um finanzielle Beiträge für meine Begleitungen, um meine Kosten zu decken. Das hat mir verwunderte Fragen und harte Kritik eingebracht.

Geld ist für viele mit Schuldgefühlen verbunden und diese Schuldgefühle nimmt dir der Buddha – aber ganz anders, als du es vielleicht erwartest.

Als ich zum ersten Mal im Buch gelesen habe, „Der Buddha sprach nicht nur für Mönche und Nonnen“ (v. Fritz Schäfer), was der Buddha „normalen Menschen“ zum Thema Besitz und Geld gesagt hat, bin ich aus allen Wolken gefallen. Er hat doch tatsächlich handfeste Empfehlungen gegeben, wie man mehr Geld verdienen kann, wie man vermeidet, Geld zu verlieren und welche Einstellung zum Geld über den Tod hinaus förderlich.

 

Was der Buddha tatsächlich über Geld gesagt hat

1. Ordensmitglieder

Für Mönchen und Nonnen in der Theravada Tradition gibt es eine klare Regelung: Es ist ihnen nicht erlaubt, Geld zu besitzen oder es zu handhaben. Sie dürfen Lebensmittel auch nicht selbst anbauen.

Damit hat der Buddha eine klare Abhängigkeit der Mönche von den Laien geschaffen und gleichzeitig können die Laien lernen großzügig zu sein. Die Laienanhänger unterstützen die Mönche und Nonnen, sie geben ihnen Essen, die Robe und die Bettelschale. Sie sorgen dafür, dass die Mönche medizinisch versorgt sind und stellen eine Unterkunft zur Verfügung. Auch im Alter werden Ordensmitglieder so versorgt.

Zu Zeiten des Buddha hat diese Abhängigkeit von den Laien sogar einen großen Streit geschlichtet. Es ging um eine nicht ausgeschüttete Waschschale, eine Gruppe meinte, das sei doch kein großes Vergehen, die anderen waren der Ansicht, es sei unverzeihlich. Dieser Streit führte fast zur Ordensspaltung. Der Buddha wanderte dreimal dorthin, um den Streit zu schlichten, aber die Mönche wollten nicht auf ihn hören. Ja, auch im Orden hat es gemenschelt. :-)

Schließlich waren die Unterstützer diesen Streit leid und gaben den Mönchen einfach kein Essen mehr. Wenn du schon einmal in Thailand warst, hast du vielleicht gesehen, wie die Mönche mit ihrer Bettelschale in den Ort gehen und die Menschen ihnen Reis und Beilagen in die Bettelschale geben.

Nun kamen sie in den Ort und niemand stand vor der Tür mit fertigem Essen. Sie kehrten mit leeren Schalen zurück und nach kurzer Zeit besannen sie sich und legten den Streit bei.

 

2. Nicht-Ordensmitglieder oder „Laien“

Eine sehr ausführliche Empfehlung für „Hausleute“, also Menschen, die nicht als Mönch oder Nonne leben, hat der Buddha im Singalaka-Sutta D 31 gegeben. Es lohnt sich, diese Lehrrede ganz zu lesen, sie umfasst Vorschläge für das ganze Leben eines Laien-Anhängers.

So vermeidet man es, Besitz zu verlieren und sammelt Reichtum an.

 „7. Was sind die sechs Wege des Besitzverlustes, denen er nicht frönt? Den zur Lässigkeit führenden berauschenden Getränken und Mitteln, Sohn des Hausherrn, sich hingeben ist ein Weg des Besitzverlustes. Sich dem zur Unzeit auf den Straßen Herumtreiben hinzugeben, ist ein Weg des Besitzverlustes. Festlichkeiten zu besuchen ist ein Weg des Besitzverlustes. Den zur Lässigkeit führenden Glücksspielen sich hingeben, ist ein Weg des Besitzverlustes. Sich hingeben an unheilsame Freundschaften ist ein Weg des Besitzverlustes. Sich der Faulheit hingeben ist ein Weg des Besitzverlustes.

……..

Solchen Reichtum gesammelt,
hat er genug Besitz für die Familie,
in vier Fällen gibt er von den Einkünften her,
und bindet an sich Freunde.“

 

Und das ist die Budget-Empfehlung des Buddha:

„einen Teil genieße man,
zwei Teile setze man für den Lebenserwerb ein,
den vierten Teil lege man zurück,
denkend: (dies ist) für den Notfall.“ (D31)

 

Und so kann der Reichtum genossen werden

Was, der Reichtum kann genossen werden?? Ja, das kann er. Und zwar so:

Hierbei nun, Vorsteher, ist der zehnte sinnlich Genießende aus vier Gründen zu loben. Daß er auf rechte Weise und gewaltlos Reichtum suchte, aus diesem ersten Grund ist er zu loben. Daß er sich selber glücklich und froh machte, aus diesem zweiten Grund ist er zu loben. Daß er teilte und Verdienst wirkte, aus diesem dritten Grund ist er zu loben. Daß er diesen Reichtum nicht verstrickt, betört, hingerissen genießt, sondern das Elend sieht mit der Weisheit des Entrinnens, aus diesem vierten Grund ist er zu loben. Dieser sinnlich Genießende, Vorsteher, ist aus vier Gründen zu loben. (Samyutta Nikaya 42/12)

Diese Anleitung gilt für Menschen, die noch nicht die Fesseln durchschaut haben, bereits nach der 4. und 5. Fessel, Wunsch und Widerwillen, ist es gar nicht mehr möglich betört, hingerissen und verstrickt Dinge zu genießen. Die Sucht danach sich gut zu fühlen und nach immer neuen Möglichkeiten zu suchen, sich diesen Wunsch zu erfüllen, ist dann vorbei.

„Teilen und Verdienste erwirken“ gehört in den Bereich des noch verwirrten, aber heilsamen Denkens.

 

Dürfen buddhistische Lehrer Geld annehmen?

Und wie ist es mit buddhistischen Lehrern, dürfen sie Geld annehmen oder ist das sogar ein Beweis, dass sie nicht erwacht sind?

Wenn die Lehrer Mönche oder Nonnen sind, dürfen sie persönlich kein Geld annehmen.

Zu Lehrern, die nicht ordiniert sind, gibt es im Internet eine recht kontroverse Diskussion. Sie reicht von natürlich müssen buddhistische Lehrer auch ihren Lebensunterhalt davon bestreiten können bis zu, sie sollen einen Hauptberuf haben, davon leben, und die buddhistische Lehre nebenher verbreiten.

Der Buddha hat auch hier eine Anleitung gegeben:

‚“Nicht um eines weltlichen Vorteils willen will ich sprechen‘, so soll man anderen die Lehre darlegen. (A V, 159)

 

Diese Empfehlung wurde Mönchen gegeben. Mit „Weltlicher Vorteil“ sind Ruhm, hohes Ansehen und Reichtum sowie auch spezielle Behandlung, z.B. besonderes Essen zu bekommen gemeint.

Ich leite daraus für mich ab, dass es in Ordnung ist um Geld zu bitten, das die Kosten deckt und würde sogar sagen, dass Menschen, die davon leben buddhistische Lehrer zu sein, auch ihren Lebensunterhalt davon bestreiten können müssen. Das würde ich nicht als „weltlichen Vorteil“ sehen. Für die Mönche war der Lebensunterhalt und alle weiteren notwendigen Kosten ja bereits gedeckt.

 

Ich habe heute zwei Fragen an dich.

1. Welches Gefühl verbindest du mit Geld und Reichtum? Was denkst du dazu?

2. Sollen deiner Ansicht nach buddhistische Lehrer Geld nehmen dürfen um a) ihre Kosten zu decken, oder b) auch ihren Lebensunterhalt davon zu bestreiten?

Schreibe deine Meinung in den Kommentar, ich freue mich auf die Diskussion.

 

Und wenn du Freunde hast, die auch gern diesen Artikel lesen würden, reiche ihn gern weiter.

 

Bild: Courtesy Pixabay

 

 

 

17 Gedanken zu „Was sagt der Buddha zu Geld und Reichtum?

  1. Liebe Christiane,

    ich bin keine Buddhistin, bin aber gerade bei dir in der Untersuchung der Fessel 4/5 und möchte hier trotzdem mal etwas schreiben. Zunächst möchte ich sagen, ich finde es sehr gut, dass du das Thema Geld hier zur Diskussion stellst.
    Zu deiner ersten Frage kam mir spontan der Gedanke lieber Geld und reich, als kein Geld und arm. Das mag sich schnodderig anhören, mein Verhältnis zum Geld ist in der Tat unkompliziert.
    Zur zweiten Frage würde ich sagen, ja klar, warum denn nicht? Warum sollen denn buddhistische Lehrer kein Geld nehmen um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten? Geld ist doch einfach ein Mittel zum Leben, auch zum Überleben, aber wie gesagt, ich bin keine Buddhistin.
    Zum Thema „Gier“ möchte ich in diesem Zusammenhang fragen, macht das Geld die Gier nicht erst sichtbar? Vielleicht sollten wir dem Geld dann sogar dankbar dafür sein, dass es die Gier so sichtbar macht.
    Wenn ich jemandem Gier unterstelle, weil er Geld nimmt, bin ich dann nicht selbst gierig? Wer keine Gier kennt, wird/kann auch niemandem Gier unterstellen, das ist ihm doch überhaupt nicht möglich.
    Vielleicht ist ja die Gier das Problem und nicht das Geld ….. und wenn wir das Geld abschaffen, ist dann auch die Gier abgeschafft?

    Ich halte mich selbst übrigens schon immer an das, was der Buddha wohl tatsächlich gesagt hat wie man mit Geld umgehen soll, also an die Budget-Empfehlung des Buddha ( D31 ). Das ist auch in meinen Augen einfach das Vernünftigste. Ich fand es ganz erstaunlich, das hier vom Buddha auch zu lesen.

    Liebe Grüße

    Margit

  2. Liebe Margit,
    schön dich hier zu sehen! :-)

    Du stellst gute Fragen, bin ich nicht selbst gierig, wenn ich jemandem Gier unterstelle und ist Geld nicht eigentlich nur eine Möglichkeit Gier auszudrücken? Wäre spannend zu sehen, ob die Gier ohne Geld weg wäre. Die Mönche und Nonnen leben ja ohne Geld, aber soweit ich von Ordensmitgliedern weiß, ist es auch für sie ein Weg, die Gier zu überwinden. Sie äußert sich dann nur anders.

    Wie klasse, dass du schon immer so mit dem Geld umgehst, wie der Buddha es empfohlen hat! Ja, der Buddha war ein totaler Realist und hat ja selbst auch Vermögen gehabt, bevor er Mönch würde.

  3. Hallo,

    Ich habe mal eine etwas ausergewöhliche Frage. Ich bin zur Zeit in Thailand unterwegs und sehe wie Mönche mit Taxen fahren. Wie sie essen in den gleichen Restaurants und gehen ohne zu bezahlen. Wie wird das hier geregelt ?

  4. Hallo Michael,

    ja, das wirkt sehr merkwürdig, wenn die Mönche in Thailand nicht bezahlen. In Thailand haben die Mönche ein sehr hohes Ansehen und es wird im Buddhismus als vorteilhaft für das eigene Karma angesehen, wenn man großzügig ist und etwas spendet. Allerdings gilt die Regel, dass Mönche (und Laien) „Nicht-Gegebenes nicht nehmen dürfen“. Sie leben also nicht in einem Selbstbedienungsladen, sondern müssen warten, bis ihnen freiwillig etwas angeboten wird.

    Möglicherweise gibt es z.B. im Restaurant eine dauerhafte Einladung für die Mönche. Die meisten Mönche haben bestimmte Personen, die für sie sorgen, zusätzlich zu den anderen, die gelegentlich etwas spenden.

    Herzliche Grüße,
    Christiane

  5. Hallo,

    für mich ist Geld in erster Linie Infrastruktur, zur Abwicklung des Tauschhandels in unserer arbeitsteiligen Welt.
    Nicht das Geld selbst beschreibt die Gier, sondern der Zwang zur Anhäufung von Geld, besser: Besitz im Allgemeinen.
    Würde mich selbst nicht als gierig beschreiben wollen. Besitz steht für mich aber für Unabhängigkeit, was für mich schon wichtig ist.

    Meiner Meinung nach sollten alle Menschen (inclusive Mönche) Geld für den Lebensunterhalt besitzen und verwenden dürfen.

    Lieben Gruß

  6. Der Rauch versteckt das feuer, der Schoß versteckt das ungeborene. Der Nebel verdeckt die Sicht und die GIER versteckt das Selbst.

  7. Das Geld ist doch gar kein Problem Das Geld hat keine Seele, ist nicht anfällig für Gier. Lassen wir also das Geld und wenden uns dem Menschen zu, uns selbst. Und lernen wir zuerst, ehrlich mit uns selbst zu sein. Neigen wir zu Gier? Mögen wir nicht teilen? Können wir ohne Besitzanspruch lieben? Sind unsere Gedanken und Gefühle ,sauber,?
    So kommen wir zu einem realistischen Bild von uns selbst. So können wir an uns arbeiten: durch Erkenntnis. Und dann kommt die letzte Frage: wollen wir das überhaupt?

  8. Hallo Christiane, Geld finde ich nicht unwichtig…man sollte immer einen Teil sparen. Man sollte es jedoch auch ausgeben und es genießen. Ich finde, dass man nicht reich sein muss, um sein Leben erst genießen zu können.man sollte sich ab und zu Mal was gönnen. Bei mir z.b. teure Stifte für mein Zeichen Hobby, oder den Abend in einer Bar ausklingen lassen. Geht wegen Corona im Moment nicht.

  9. Danke, dass du die schamanische Tradition erwähnt hast, Guy, ich wusste nicht, dass auch sie dieses Thema diskutiert.

  10. Hallo Guy,

    danke für den Hinweis, ich habe das Wort korrigiert, mein Schreibprogramm brauchte etwas Überredung, das Wort „schamanische“ schließlich durchgehen zu lassen. :-)

    Liebe Grüße!
    Christiane

  11. Hallo Christiane,
    Ich habe deinen Artikel voller Aufmerksamkeit gelesen. Er hat mir in der Schule sehr geholfen ,da ich einen Vortrag zum Thema Geld und Buddhismus machen muss. Danke für deine Hilfe

    LG Anonym

  12. Hallo Anonym,

    ich freue mich, dass der mein Artikel dir geholfen hat!

    Liebe Grüße,
    Christiane

  13. Du sprichst von „Geld annehmen“, als gäbe es hier keine Unterscheidung. Jedoch muss man zwischen dem „Geld annehmen, weil es jemand spenden möchte“ und dem „aktiv nach Spenden fragen“ unterscheiden.

    Wenn jemand versucht sich einen Teil seiner Existenz durch das Lehren des Buddha Dhamma zu finanzieren, Strukturen aufbaut, um aus diesen Strukturen aktiv Geld anzufragen, ist das etwas komplett anderes als eine natürlich gewachsene Gemeinschaft, die den Lehrer freiwillig unterstützt. Das eine ist aktiv / forciert / auf künstliches Wachstum ausgerichtet und das andere passiv / wartend / natürlichem Wachstum folgend.

    Welches davon hätte der Buddha gewählt?

    Nach Spenden für das Lehren zu fragen ist meiner Meinung nach nichts anderes als sich einen Lohn für Arbeit auszahlen zu lassen. Und das hat in der Vermittlung des Buddha Dhamma nichts verloren. Das Buddha Dhamma war ein Geschenk vom Buddha an alle Wesen. Es ist ein noch viel existenzielleres Grundrecht als Essen und Trinken. Seinen Lebensunterhalt aus der Weitergabe dieses Wissens zu bestreiten geht also nicht. Wir zahlen auch nicht für unsere Atemluft (noch nicht). Wer hat denn ein Recht auf das Dhamma? Diejenigen, die es am besten verstehen? Nein! Niemand.

    Spirituell Suchende sind leicht zu beeinflussen und werden das Geld bezahlen, das von ihnen angefragt wird. Sie sind eine leichtgläubige und vulnerable Zielgruppe – und das meine ich nicht negativ, sondern finde es sehr schön, was sie um so schützenswerter macht.

    P.S.: auch wenn viele Leute, die der Methode von Liberation Unleashed folgen keine Buddhisten sind, sind die Methoden dennoch buddhistisch. Daher sollte der Grundgedanke des Buddha auch verfolgt werden, sonst hat die Praxis keinen Sinn.

  14. Wie mein Lehrer sagt „Das Dhamma steht nicht zum Verkauf. Wenn das Dhamma durch einen Handel erhalten wird, ist es kein gültiges Dhamma, weil es von Anfang an falsch war. Ein Baum, dessen Stamm giftig ist, dessen Triebe werden auch giftig werden.“

  15. Hallo Liebe Christiane
    Ich bin erstaunt wie Samsara gefüttert wird
    In München gibt es zahlreiche buddhistische Gemeinde wo du ohne Geld gar nicht weiter kommst
    Bin rentner ,hab über 40 Jahren in intensiv Medizin tätig gewesen
    Seit 1996 bin auf den Weg Buddha gegangen
    Allerdings alleine
    Jetzt wollte mich an eine Gemeinde mich anschließen
    Aber!!!!
    Reicht meine Rente dafür nicht
    Ich finde es traurig das aus der Buddhalehre Geld gemacht wird
    Danke das ich Dich gefunden habe
    Herzliche Grüße
    Aus München
    Susanna

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