Geben ist der buddhistische Weg
Bist du auch in letzter Minute auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken unterwegs und verwünschst vielleicht diese Sitte? Deine Sichtweise könnte sich ändern, wenn du weißt, dass du dich beim Geben mitten auf dem buddhistischen Weg befindest.
Geben (Dana)
Würden die Wesen den Lohn für das Verteilen von Gaben kennen, so wie ich, so würden sie nichts genießen, ohne etwas gegeben zu haben, und es würde der Makel des Geizes nicht ihr Herz umsponnen halten. Selbst den letzten Bissen, den letzten Brocken, würden sie nicht genießen, ohne davon auszuteilen, falls sie einen Empfänger dafür hätten. Da nun aber die Wesen den Lohn für das Austeilen von Gaben nicht so kennen wie ich, deshalb genießen sie auch, ohne etwas gegeben zu haben, und der Makel des Geizes hält ihr Herz umsponnen
( Der Buddha in Itiv 26)
Im letzten Beitrag haben wir darüber geprochen, was der Hauptgrund unserer Unzufriedenheit und unseres Leidens ist: Der Durst danach, etwas haben zu wollen und der Durst danach, etwas sein zu wollen. Geiz ist eine Form des Habenwollens. Geiz gilt im Buddhismus nicht als geil, sondern als eine der drei Hauptübel (Kilesas).
Die gesamte buddhistische Lehre handelt davon, wie dieser Durst gelöscht werden kann.
Ein Durstlöscher steht immer zur Verfügung: Das Geben (Pali: dana). Großzügigkeit und Geben gelten im Buddhismus als wichtiger Übungspfad. Sie sind ein direktes Antidot gegen das Hauptübel Habenwollen.
Geben (Dana) als Weg
Im Buddhismus ist das Geben (Dana) tief verankert. Mönche und Nonnen sind vollständig auf die Gabe von Laien angewiesen. Sie dürfen kein Geld besitzen oder handhaben, kein Essen selbst anbauen. Selbst ihre Kleidung, ihre Almosenschale, ihr tägliches Essen bekommen sie geschenkt. Wer schon einmal in einem buddhistischen Land war, hat bestimmt Mönche auf Almosenrunde gesehen. Mit ihrer Almosenschale gehen sie jeden Tag in das Dorf oder die Stadt, wo die Einheimischen schon darauf warten, ihnen von ihrem Essen etwas abgeben zu können. Die Einheimischen freuen sich sehr, etwas spenden zu dürfen. Der Buddha sagt, dass Spenden an Menschen, die auf dem Weg zum Erwachen sind oder das Ziel erreicht haben, die meisten Verdienste für den Spendenden einbringt.
Ich muss gestehen, dass dieses „Verdienste sammeln“ mir immer etwas merkwürdig vorkommt. Da der Buddha es sehr häufig sagte, gehe ich davon aus, dass es stimmt. Was ich bisher von seinen Aussagen nachvollziehen konnte, traf jedenfalls zu. Trotzdem fühle ich mich nicht gut bei dem Gedanken zu geben, um dafür Verdienste einzusammeln.
Auf jeden Fall kann ich nachvollziehen, dass Geben zu den heilsamen Handlungen gehört, denn es tut dem Empfänger und mir gut. Wenn ich etwas gebe, macht es mir selbst Freude und die andere Person freut sich ebenfalls. Gebe ich innerhalb der buddhistischen Gemeinschaft, ist für mich ein weiterer sehr wichtiger Grund, dass ich damit helfe, die buddhistische Lehre am Leben zu erhalten. So werden andere Menschen sie auch noch in Zukunft finden können.
Auch die Mönche und Nonnen geben etwas: Das Geschenk der Gemeinschaft und der Lehre.
Bei dem Wort „Geben“ denken die meisten Menschen an Geld oder materielle Geschenke. Und oft ist das auch ein passendes Geschenk. Für den Paketboten, der die Weihnachtsgeschenke ausliefert. Trinkgeld für die Friseurin, eine Spende an eine wohltätige Organisation, eine Spende an eine buddhistische Einrichtung.
Aber man kann auch etwas anderes geben: Seine Freundlichkeit, eine Hilfestellung, seine Zeit, seine Expertise, sein Ohr.
Was du tun kannst
Probiere, ohne Anlass etwas zu geben:
Lege diesen Artikel für einen Augenblick zur Seite und überlege dir, was du geben könntest und wer es bekommen soll. Wer würde sich über deine Großzügigkeit freuen? Ich verrate dir (k)ein Geheimnis: Alle Menschen freuen sich, wenn jemand großzügig zu ihnen ist. Du brauchst keine Angst dabei zu haben, etwas zu geben.
Dir fällt niemand ein? Dann überlege dir: „Es wäre schön, wenn ich jemandem etwas geben könnte. Ich werde von nun an darauf achten, wem ich etwas schenken kann.“ Worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, das vergrößert sich. Dir werden in den nächsten Tagen von allein Situationen auffallen, in denen du etwas verschenken kannst. Auch ein Lächeln ist ein Geschenk.
Freue dich über deine Großzügigkeit
Und übrigens: du darfst dich über deine Großzügigkeit freuen und du darfst dich mit dem Empfänger mitfreuen. Genieße das gute Gefühl, das du dabei empfindest. Du hast keine gutes Gefühl dabei? Wurde dir vielleicht beigebracht, dir nichts darauf einzubilden, wenn du etwas Gutes tust? Mach‘ dir keine Sorgen! Du wirst davon nicht eingebildet. Im Gegenteil. Wir alle tun am liebsten das, wobei wir uns gut fühlen, und wenn du dir erlaubst dich mitzufreuen, wirst du immer großzügiger werden.
Und noch ein Nebeneffekt tritt ein: Wenn wir etwas abgeben heißt das ja, das wir viel davon haben. Genieße auch das Gefühl, mehr als genug zu haben.
Nehmen
Bald ist Weihnachten und es wird dir vielleicht passieren, dass du ein unerwartetes Geschenk von jemandem bekommst. Du nimmst das Geschenk etwas peinlich berührt, denn du hast ja kein Gegengeschenk, und sagst: “ Danke, das wäre aber nicht nötig gewesen“ – sag‘ einfach „danke.“
Gönne anderen die Freude, dir etwas zu schenken und schenke deine Überraschung und Freude zurück.
Und wie ist es mit Geschenken, die dir nicht gefallen? Neulich standen Freunde mit leuchtenden Augen vor mir und überreichten mir ein Geschenk. Es war eine Dekoration, die im Prinzip zwar gut aussah, aber ich würde sie mir niemals hinstellen. Es ist überhaupt schwer, mir irgend etwas zu schenken, weil ich buchstäblich nichts brauche. Ich habe eher immer noch zuviel.
Aber an ihren leuchtenden Augen sah ich, wie gern sie mich hatten und mit wieviel Sorgfalt das Geschenk ausgesucht war. Und diese Liebe, die aus dem Geschenk sprach, überwältigte mich geradezu. Ich freute mich riesig und bedankte mich aus tiefstem Herzen, dass sie an mich gedacht hatten.
Ich habe das Geschenk mit gutem Gewissen weitergeschenkt an ein Soziales Kaufhaus, wo sich ganz sicher jemand über diese schöne Deko gefreut hat.
Für mein Gefühl geht es bei Geschenken gar nicht unbedingt um das, was man schenkt, sondern um die gemeinsame Freude.
Schreibe in den Kommentar, was du über Geschenke denkst, ob du ein Überraschungsgeschenk machen möchtest und welches Geschenk du dir überlegt hast.
Und schenke diesen Artikeln deinen Freunden und Followern.
Bild: halfpoint / 123RF Stockfoto
Zitat Palikanon
Hallo Christiane! Also mir wäre es am liebsten, wir würden uns einfach nur die gegenseitige Freude schenken. Ohne ein materielles Geschenk zu überreichen. Es sei denn, es handelt sich bei dem Beschenkten um jemanden, der wirklich noch etwas braucht.
Aber wer braucht denn in unserer Geschellschaft heute noch wirklich etwas? Die meisten Menschen haben doch eher zu viele Dinge.
Und gerade zu Weihnachten ist es doch oft so, dass wir uns gegenseitig Dinge schenken. Dinge, die eigentlich keiner von uns braucht, die noch mal eben schnell gekauft wurden, nur um ein Geschenk zu haben. Weil man sich verpflichtet fühlt, aber nicht der Freude wegen.
Da finde ich es auch schöner, wie du schreibst, Zeit zu verschenken. Zeit, in der wir dann gemeinsam Freude haben können. Vielleicht bei einem gemeisamen Essen oder einem Spaziergang.
Doch gerade zu Weihnachten hat ja kaum jemand Zeit und da wird dann lieber irgendein Ding verschenkt.
Ich schenke nichts. Ich schenke nichts zu Weihnachten. Ich schenke, wenn es passt. Wenn mein Geschenk gebraucht wird. Ich schenke darum jeden Tag. Jedem, der etwas braucht, was ich ihm geben kann. Cool, jeder Tag wie Weihnachten ;)
Danke für deinen schönen Artikel. Ja, ich werde überlegen, ob ich noch mehr verschenken kann.
deineSteffi
Liebe Steffi,
ich danke dir sehr für deine Antwort, die für mich geradezu Großzügigkeit atmet. Wir machen es auch so, dass wir uns nichts zu einem bestimmten Zeitpunkt schenken. Ein bisschen merkwürdig kommt es uns schon noch vor, ist doch das Geschenke auspacken am Weihnachten so lange Zeit ein fest stehendes Ritual gewesen. Jetzt machen wir uns einfach eine schöne Zeit zusammen.
Liebe Grüße, Christiane