Studieren oder meditieren – welcher Weg ist der Richtige, um das endgültige Erwachen zu erreichen?
Oft sehen die „Meditierer“ auf die „Dhammagelehrten“ herab, die Buddhas Schriften studieren und zu verstehen suchen. Ihrer Ansicht nach fehlt es den „Dhammagelehrten“ an Stille, Achtsamkeit und Sammlung.
Die „Dhammagelehrten“ wiederum sind der Ansicht, es fehle den „Meditierern “ an der Wissensgrundlage, um den buddhistischen Weg zu gehen. Außerdem befassten sie sich nicht genug mit dem heilsames Verhalten.
Jede Seite wirft im Grunde der anderen vor, nicht den vollständigen achtfachen Pfad zu gehen, sondern nur Teilaspekte davon herauszupicken.
Gleichzeitig sieht jede Seite auf die anderen herab und glaubt, den erfolgreicheren, besseren Weg zu gehen.
Diese Auseinandersetzung findet heute oft online in Facebookgruppen und Foren statt. Im realen Leben meiden die Gruppen sich meistens.
Studieren oder meditieren?
Die Diskussion zur Zeit des Buddha
Diese Diskussion wurde auch schon zu Lebzeiten des Buddha geführt. In der Lehrredensammlung ist ein Gespräch zwischen dem Mönch Mahacunda und seinen Mitmönchen aufgezeichnet, in dem es genau um diese gegenseitige Geringschätzung geht.
Wenn die Sprache nicht so altertümlich wäre, könnte man glauben, es wäre ein Forenmitschnitt aus diesem Jahr.
Die „gesetzeseifrigen Mönche“ sind diejenigen, die die Lehre und den Regelkodex für Mönche studieren und diskutieren und das als ihren Hauptweg ansehen.
Die vertiefenden Mönche gehen den Weg der Meditation, in dem sie oft die Vertiefungen erreichten, Bewusstseinszustände voller Glück, Gleichmut und Frieden. Sie suchen vor allem nach der direkten Erfahrung.
Mahacunda-Sutta
„So habe ich gehört. Einst weilte der ehrwürdige Mahacunda (K: der jüngere Bruder Sariputtas) bei Sahajati im Lande der Cetiyer. Dort wandte sich der ehrwürdige Mahacunda an die Mönche: »Liebe Brüder!« sprach er. »Bruder!« erwiderten jene Mönche dem ehrwürdigen Mahacunda. Und der ehrwürdige Mahacunda sprach:
»Da, ihr Brüder, verhöhnen die gesetzeseifrigen (dhammayoga; K: die Lehrprediger) Mönche die sich vertiefenden Mönche derart:
‚Diese denken da: Wir vertiefen uns! Wir vertiefen uns!
Und so vertiefen sie sich hin, vertiefen sich her! In was mögen sich diese wohl vertiefen? Wozu mögen sich diese wohl vertiefen? Wie mögen sich diese wohl vertiefen?‘ –
Dabei aber fühlen sich weder die gesetzeseifrigen Mönche wohl, noch die sich vertiefenden Mönche. Und nicht gereichen sie vielen zum Segen, vielen zum Wohl, vielen zum Heil, zum Segen und Wohl der Götter und Menschen.
Da, ihr Brüder, verhöhnen die sich vertiefenden Mönche die gesetzeseifrigen Mönche derart:
‚Diese da denken: Gesetzeseifrig sind wir! Gesetzeseifrig sind wir!‘
So denken diese aufgeregten, aufgeblasenen, unsteten Plapperer, diese verworrenen Schwätzer! Ohne Achtsamkeit sind sie und ohne Wissensklarheit; ungesammelt sind sie, geistig zerfahren und lassen ihren Sinnen freien Lauf. Worin sind diese wohl gesetzeseifrig? Wozu sind diese wohl gesetzeseifrig? Inwiefern sind diese wohl gesetzeseifrig?« – Dabei fühlen sich aber weder die sich vertiefenden Mönche wohl, noch die gesetzeseifrigen Mönche. Und nicht gereichen sie vielen zum Segen, vielen zum Wohl, vielen zum Heil, zum Segen und Wohl der Götter und Menschen.
Da, ihr Brüder, loben die gesetzeseifrigen Mönche nur die gesetzeseifrigen Mönche und loben nicht die sich vertiefenden Mönche ….
Da, ihr Brüder, loben die sich vertiefenden Mönche nur die sich vertiefenden Mönche und loben nicht die gesetzeseifrigen Mönche.
Dabei fühlen sich aber weder die sich vertiefenden Mönche wohl, noch die gesetzeseifrigen Mönche. Und nicht gereichen sie vielen zum Segen, vielen zum Wohl, vielen zum Heil, zum Segen und Wohl der Götter und Menschen.
Darum, ihr Brüder, soll man also bestrebt sein:
‚Obzwar wir selber gesetzeseifrig sind, wollen wir dennoch den sich vertiefenden Mönchen unser Lob spenden.‘
Und warum? Weil man, ihr Brüder, in der Welt gar selten solch außerordentliche Menschen antrifft, die das Todlose Element (amatam dhatum; d.i. Nibbana) leibhaftig erfahren haben.
Und man soll, ihr Brüder, also bestrebt sein:
‚Obzwar wir selber uns der Vertiefung widmen, wollen wir dennoch den gesetzeseifrigen Mönchen unser Lob spenden.‘
Und warum? Weil man, ihr Brüder, in der Welt gar selten solch außerordentliche Menschen antrifft, die einen tiefgründigen Lehrgegenstand in Weisheit durchdringend verstehen.«
A.VI. 46 Wissen und Vertiefung
Studieren und meditieren – beide Wege führen zum Erwachen
Mahacunda erklärt den Mönchen, warum es angebracht ist, sich gegenseitig hoch zu schätzen.
Ein Aspekt davon ist, dass es niemandem gut tut, andere herabzusetzen und sich selbst zu erhöhen. Die Verspotteten fühlen sich schlecht und für die Spötter ist es ein zweispältiges Glück. Sie säen unheilsames Karma, das ihnen dann irgendwann wieder entgegenkommen wird.
Noch wichtiger aber ist:
Beide Wege führen zum Ziel, zu Nibbana (Nirvana).
Die Meditierenden erfahren das Todlose (Nibbana) direkt mit ihrem Körper, leibhaftig. In einer anderen Lehrrede werden sie deshalb als „Körperzeugen“ bezeichnet (A IX, 43) .
Die Dhammagelehrten durchdringen die Lehre mit ihrem Wissen, das zur Weisheit wird. Auch beim Studium der Lehre kann es zu tiefen Erkenntnissen kommen, in denen die Wirklichkeit geistig geschaut wird. Diese Erfahrung ist nicht mit so einem starken Körpergefühl verbunden wie die Vertiefungen. Die Dhammagelehrten werden „Wissenserlöste“ genannt. Auch auf diesem Weg kann das Nibbana erreicht werden. (A IX,44)
Und dann gibt es noch die Beidseitserlösten. Sie haben beide Wege verwirklicht – notwendig ist das aber nicht. (A IX,45)
Die Mönche sollen sich also gegenseitig Hochachtung entgegenbringen, weil jeder auf seine Weise das Nibbana verwirklicht.
Je nachdem, wie du veranlagt bist, kannst du also deinen Weg wählen. Keiner ist besser, beide führen zum Ziel, und wenn es dir liegt, kannst du auch beide gehen.
Diesen Weg gehe ich
Ich bin lange ausschließlich auf dem Weg der Meditation unterwegs gewesen, die ich im Zen kennengelernt habe. Zen ist also gewissermaßen meine Muttersprache. Die Sprache des Zen ist die Stille und der rituelle Ablauf des gesamten Tages. Dadurch ist es nicht mehr nötig, laufend Mikroentscheidungen zu treffen und man kann sich ganz dem gegenwärtigen Augenblick widmen. Das Einzige, was zählt, ist die persönliche Erfahrung.
Da über die Erfahrungen selbst auch nicht viel gesprochen wird, ist die ursprüngliche Lehre des Buddha für mich zu einem wichtigen Orientierungssystem geworden.
Die vom historischen Buddha aufgezeigte Lehre ist ein verblüffend logisches, kohärentes System, das Erfahrungen auf dem Meditationsweg erklärt und einordnet. In ihr habe ich eine Landkarte gefunden, auf der ich mich orientieren kann.
Ich gehöre zu den Menschen, die auch gern intellektuell verstehen, was geschieht. Ich möchte meine Erfahrungen einordnen können, wissen in welcher Richtung es weitergeht oder ob ich mich vielleicht verlaufen habe und auf dem Holzweg bin.
Deshalb finde ich es gut, wenn ich Erfahrungen einen Namen geben kann, auch wenn die Erfahrungen eigentlich keinen Namen haben.
Ich gehe also beide Wege, den „Beidseits-Weg“.
Welchen Zugang zum buddhistischen Weg bevorzugst du, Meditation oder Studium der Lehre? Lasse uns im Kommentar an deinen Erfahrungen teilhaben.
Lehrrede von der Seite palikanon.de Wissen und Vertiefung
Bild: Stockfoto-ID: 50462399, Copyright: szefei
Sehr schönes Thema :-)
Wenn man die Möglichkeit in Anbetracht zieht, dass man sich im Meer der vielen Schriften verlaufen kann, dann hat im Grunde jeder der beiden Recht.
Mir persönlich ist es sehr wichtig durch studieren der Schriften und lesen verschiedenster Bücher und damit Ansichten anderer Menschen meinen Horizont zu erweitern. Gleichzeitig hilft die tägliche Meditationspraxis tiefer zu verstehen und weiter auf dem Wege voran zu kommen.
Für mich ist die Kombination von beidem der richtige Weg um Erleuchtung zu erlangen.
Gassho, euer taiwa
Lieber Taiwa,
herzlichen Dank, dass du uns an deinem Weg teilhaben lässt.
Ja, man kann sich auch in den vielen Schriften und Meinungen verlaufen. Oft brauche ich nach einer Diskussion um den Inhalt der Schriften einfach wieder die Stille. Beides hilft mir weiter.
Herzliche Grüße,
Christiane
Vielen Dank für diesen spannenden und wichtigen Artikel, Christiane.
Ich stimme dir zu, kein Weg ist besser als der andere und jeder für sich ist ehrenwert.
Wenn man ein großes Projekt angeht (und die eigene spirituelle Entwicklung ist in der Tat ein großes Projekt), sollte man möglichst viele Hebel in Bewegung setzen. Ich denke, dass dadurch nicht nur der Erfolg sicherer eintritt, sondern auch, dass der Weg einfacher, klarer und angenehmer wird. Als systemischer Coach bin ich davon überzeugt, dass sich die verschiedenen Vorgehensweisen auch beeinflussen und dadurch Aspekte auftreten und klar werden, die man sonst nicht wahrgenommen hätte.
Für mich stellt sich auch die Frage, sind das alle möglichen Hebel? Gibt es neben dem Schriftenstudium und der Meditation noch andere Entwicklungspfade, die vielleicht noch gar nicht berücksichtigt wurden? Wenn es einen Weg ohne Meditation gibt und auch einen Weg ohne Studium, gibt es noch einen Weg, der weder das eine noch das andere beinhaltet? Gibt es vielleicht noch einen dritten (oder vierten, fünften…) Weg, den wir noch nicht berücksichtigen in dem Modell?
Ob im Buddhismus oder Christentum, Islam, Judentum, Hinduismus…: was kann ich alles weglassen ohne die Essenz zu verlieren? Wenn ich jede Schicht vorsichtig abtrage und sehe was passiert, komme ich irgendwann an eine Schicht ohne die ich meinen Weg der buddhistischen Entwicklung nicht mehr gehen kann. Für mich lässt sich der in jeder Religion wiederfinden, eine Ansammlung weniger, grundlegender Verhaltensempfehlungen, die den Transfer vom Kopf in das Leben beschreiben. Beim Buddhismus ist das der achtfache Pfad. Acht klare für jeden Menschen verständliche und logische Empfehlungen, die den Weg jedes einzelnen eindeutig zeigen. Vernachlässige ich ihn und damit die Umsetzung der Theorie in die tägliche Praxis bleibt vom buddhistischen Gedanken nichts mehr übrig. Studium der Schriften und Meditation sind übrigens nur einzelne Punkte im achtfachen Pfad.
Könnte jemand ohne Meditation und Studium Erleuchtung erlangen? Ich denke ja. Jeder thailändische Bauer, der nicht lesen kann und neben seiner Arbeit auf dem Feld keine Möglichkeiten der Meditation hat, kann Klarheit erlangen. Ein Schriftgelehrter oder ein kriegerischer Mönch mit jahrzehntelanger Versenkungserfahrung kann davon unter Umständen so weit entfernt sein wie ein Ochse vom Fliegen.
Meditation und Studium der Schriften können jedoch den Weg erleichtern und Verständnis bewirken, damit wir auf dem achtfachen Pfad nicht immer vor demselben baum laufen. :)
Eine nicht unbeachtliche Problematik, die ich intensiv im „deutschen Buddhismus“ erlebt habe, ist zum einen das, was ich als „intellektuelle Buddhologie“ bezeichne, die selbst meditative Erfahrungen zur akademischen Wissenschaft macht und man den Eindruck gewinnen kann, Meditation wäre ein intellektueller Leistungssport- zum anderen gibt es in bestimmten Gruppierungen ein ausgeprägtes Elitedenken im Bezug auf das „Studium“. (Der Begriff „Studium“ behagt mir schon aus dem Grund nicht, weil i.d.R. automatisch davon ausgegangen sind, dass eine gewisse intellektuelle Grundbegabung nötig ist, um zu studieren – auch darin sind deutliche Spuren von Elitedenken enthalten).
Es gibt hierzulande definitiv Gruppierungen, die sich aufgrund ihres langjährigen „Studiums“ von Sekundärliteratur div. Dhammainterpreten, anhand ihrer „Lehrnachfolgejahre“ als „erfahrene Lehrnachfolger“ bezeichnen und sog. „Anfängern“ sehr gerne jegliches Verständnis oder jeglichen Meditationserfahrungsschatz absprechen, weil man ihrer Meinung nach erst einmal 5, 10, 15….etc. Jahre die Schriften von „XYZ“ studiert haben muss, um überhaupt verstehen zu können, was der Buddha gemeint haben kann.
Bedauerlicherweise fehlt in diesen Kreisen jegliches Verständnis von Kamma und Wiedergeburt, sprich das Anerkennen, dass es durchaus „junge“ Buddhisten geben kann (nicht nur vom Alter her, sondern auch augenscheinliche „Neueinsteiger“), die schon ein gewisses Wissen und gewisse meditiative Fähigkeiten mit in dieses Leben gebracht haben können.
Ein allgemeingültiges Rezept kann es m.E. gar nicht geben – der Buddha hat vor ca- 2.500 Jahren gelehrt.
Wie oft kann man in diesen 2.500 Jahren durch Wiedergeburt immer wieder mal mit der Lehre in Berührung gewesen sein oder entpsrechende meditative Erfahrungen gesammelt haben?
Natürlich ist das rein spekulativ, aber mir stellt sich die Frage z.B. gar nicht.
Es gibt eine m.E. ganz wunderbare Lehrrede, die diese Frage sehr nachvollziehbar behandelt.
Es handelt sich dabei um eine Lehrrede in der Gruppierten Sammlung, SN 47.8: „Der Koch“:
„S.47.8. Der Koch
„Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn da ein törichter, unerfahrener, ungeschickter Koch dem König oder dem königlichen Minister mit verschiedenen Speisen aufwarten würde: mit recht saueren, recht bitteren, recht scharfen, recht süßen, alkalischen, nicht-alkalischen, salzigen und salzlosen.
Da hat nun, ihr Mönche, dieser törichte, unerfahrene, ungeschickte Koch keine rechte Vorstellung von dem Geschmack seines Herrn: ‚Heute gefällt meinem Herrn diese Speise, dabei langt er zu, davon nimmt er viel, diese lobt er. Heute gefällt meinem Herrn die recht saure Speise, dabei langt er zu, davon nimmt er viel, diese lobt er. Oder: Heute gefällt ihm die recht bittere, die recht scharfe, die recht süße, die alkalische, die nicht-alkalische, die salzige, die salzlose, und dabei langt er zu, davon nimmt er viel, diese lobt er‘.
Dieser törichte, unerfahrene, ungeschickte Koch, ihr Mönche, erhält weder Kleider noch Lohn noch Geschenke. Und warum? Da hat, ihr Mönche, dieser törichte, unerfahrene, ungeschickte Koch eben keine rechte Vorstellung von dem Geschmack seines Herrn.
Ebenso nun auch, ihr Mönche, wacht ein törichter, unerfahrener, ungeschickter Mönch beim Körper über den Körper, bei den Gefühlen über die Gefühle, beim Bewusstsein über das Bewusstsein, bei den Geistesformationen über die Geistesformationen: unermüdlich, klar bewußt, achtsam, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Trübsinns. Indem er so verweilt, einigt sich ihm das Bewusstsein nicht, die Trübungen schwinden nicht, weil er keine rechte Vorstellung vom Körper, von den Gefühlen, vom Bewusstsein und den Geistesformationen hat.
Dieser törichte, unerfahrene, ungeschickte Mönch, ihr Mönche, erlangt nicht schon zu Lebzeiten glückliches Weilen, erlangt nicht Achtsamkeit und Klarbewußtsein. Und warum? Dieser törichte, unerfahrene, ungeschickte Mönch, ihr Mönche, hat keine rechte Vorstellung von seinem eigenen Bewusstsein.
Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn da ein weiser, erfahrener, geschickter Koch dem König oder dem königlichen Minister mit verschiedenen Speisen aufwarten würde: mit recht sauren, mit recht bitteren, mit recht scharfen, mit recht süßen, mit alkalischen, mit nicht-alkalischen, mit salzigen, mit salzlosen.
Da hat nun, ihr Mönche, dieser weise, erfahrene, geschickte Koch, ihr Mönche, eine rechte Vorstellung von dem Geschmack seines Herrn: Heute gefällt meinem Herrn diese Speise, dabei langt er zu, davon nimmt er viel, diese lobt er.
Dieser weise, erfahrene, geschickte Koch, ihr Mönche, erhält Kleider, Lohn und Geschenke. Und warum? Dieser weise, erfahrene, geschickte Koch, ihr Mönche, hat eben eine rechte Vorstellung von dem Geschmack seines Herrn.
Ebenso nun auch, ihr Mönche, wacht ein weiser, erfahrener, geschickter Mönch beim Körper über den Körper, bei den Gefühlen über die Gefühle, beim Bewusstsein über das Bewusstsein, bei den Geistesformationen über die Geistesformationen: unermüdlich, klar bewußt, achtsam, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Trübsinns. Indem er so verweilt, einigt sich ihm das Bewusstsein, die Trübungen schwinden, weil er eine rechte Vorstellung vom Körper, von den Gefühlen, vom Bewusstsein, von den Geistesformationen hat.
Dieser weise, erfahrene, geschickte Mönch, ihr Mönche, erlangt schon zu Lebzeiten glückliches Weilen, erlangt Achtsamkeit und Klarbewußtsein. Und warum? Dieser Weise, erfahrene, geschickte Mönch hat eben die rechte Vorstellung von seinem eigenen Bewusstsein .“
Quelle: http://www.palikanon.de/samyutta/sam47.html#s47_8
Ich halte es für eine wunderbare Anregung, mit dem Studium der eigenen Herzensbeschaffenheit zu beginnen.
Einer meiner Lehrer sagte mir einmal: „Mach‘ Deine Gefühle zu Deinem Meditationsobjekt.“
Ich danke ihm noch heute….fast ein Jahrezehnt später….dafür.
Liebe Frau Zwiener,
bei Ihrer Beschreibung spezieller buddhistischer Gruppen musste ich schon schmunzeln – mir ist, als kennten wir dieselben Gruppen. Deren Haltung gegenüber „Anfängern“ kann in der Tat kränkend sein.
Aber wie Sie sagen, letztlich geht es darum, dass wir unseren Weg gehen, ungeachtet dessen, was andere über uns denken.
„Mach‘ deine Gefühle zu deinem Meditationsobjekt“ – was für eine wunderbare Meditationsanweisung. Sie erinnert mich an meine frühere Zen-Lehrerin Charlotte Joko Beck, deren Schwerpunkt auch die Achtsamkeit auf die Gefühle war.
Herzlichen Dank für die wunderbare Lehrrede über den Koch!
Mit freundlichen Grüßen
Christiane
Liebe Frau Dr. Michelberger,
ich habe erst jetzt Ihre Antwort gelesen.
Es freut mich, dass Ihnen die Lehrrede so gut gefällt.
Möglicherweise gibt es einige gemeinsame Berührungspunkte bei den benannten Gruppen – ich denke aber nicht, dass diese Haltung kränkend oder gar kränkend gemeint ist.
Mein Eindruck ist, dass es sich um bemühte Menschen handelt, die sehr hart an sich arbeiten; da spielt m.E. die Übertragung mehr eine entscheidende Rolle und man muss es sich nicht so sehr zu Herzen nehmen.
Oftmals sind es auch die Übersetzungen von Pali ins Deutsche, die nach bestem Wissen und Gewissen übersetzt wurden und der Übersetzer praktisch auch nur einen bestimmten Wortschatz zur Verfügung hatte, der dann in die „Buddhologie“ mündet.
So erkläre ich mir die Haltung oder die Interpretation der benannten Gruppen, dass man erst einmal „gründlich studieren“ muss, um dann verstehen oder „erfolgreich“ meditieren zu können.
Mit guten, verbundenen Wünschen an Sie verbleibe ich
Claudia Zwiener
Liebe Frau Zwiener,
ich stimme Ihnen völlig zu, dass die Haltung in diesen Gruppen nicht kränkend gemeint ist. Ich habe sehr liebe Freunde dort gewonnen.
Wir können halt alle nur mit dem arbeiten, was uns zur Verfügung steht.
Alles Gute für Sie,
Christiane Michelberger
Ich verfahre nach dem Prinzip “pariyatti-patipatti“ – Theorie und Praxis, weil mir diese Vorgehensweise einfach am nächsten am Ideal des Mittleren Weges ist.