Die letzten Schritte ins Nibbana (Nirvana)

Wie sehen eigentlich die letzten Schritte zum Nibbana (Nirvana) aus? Der Buddha erklärt es seinen Mönchen in diesem Vortrag. Die Lehrrede ist als Quelle zum Nachlesen gedacht. Lasse den Rhythmus dieser alten Sprache auf dich wirken. Es wurde damals alles mehrfach wiederholt, denn die Hörer mussten es auswendig behalten. Nur unwichtige Sachen wurden zu Buddhas Zeiten auf Blätter aufgeschrieben, die bald zerfielen.

Die letzten Schritte ins Nibbana (Nirvana)
Erstes Wissen

„Solchen Gemütes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtet und lenkt er das Gemüt auf die erinnernde Erkenntnis früherer Daseinsformen. So kann er sich manche verschiedenen früheren Daseinsform erinnern, als wie an ein Leben, dann an zwei Leben, dann an drei Leben, dann an vier Leben, dann an fünf Leben, dann an zehn Leben, dann an zwanzig Leben, dann an dreißig Leben, dann vierzig Leben, dann an fünfzig Leben, dann an tausend Leben, dann an hunderttausend Leben, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltenvergehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen-Weltenvergehungen. ‚Dort war ich, jenen Namen hatte ich, jener Familie gehörte ich an, das war mein Stand, das mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende; dort verschieden trat ich anderswo wieder ins Dasein: da war ich nun, diesen Namen hatte ich, dieser Familie gehörte ich an, dies war mein Stand, dies mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende; da verschieden trat ich hier wieder ins Dasein‘. So erinnert er sich mancher verschiedenen früheren Daseinsform mit je den eigentümlichen Merkmalen, mit je den eigenartigen Beziehungen. Gleichwie etwa, wenn ein Mann von seinem Orte nach einem anderen Orte ginge und von diesem Orte wieder nach einem anderen Orte und von diesem Orte nach seinem eigenen Orte zurückkehrte; der sagte sich nun: ‚Ich bin von meinem Orte nach jenem Orte gegangen, dort bin ich also gestanden, also gesessen, habe also gesprochen, also geschwiegen; von jenem Orte bin ich aber nach diesem Orte gegangen, da bin ich nun also gestanden, also gesessen, habe also gesprochen, also geschwiegen; dann bin ich von diesem Orte nach meinem eigenen Orte wieder zurückgegangen‘: ebenso auch kann nun der Mönch sich an manche verschiedene frühere Daseinsform erinnern mit je den eigentümlichen Merkmalen, mit je den eigentümlichen Beziehungen.

Zweites Wissen

„Solchen Gemütes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtet und lenkt er das Gemüt auf die Erkenntnis des Verschwindens-Erscheinens der Wesen. So kann er mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen sehen, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, er kann erkennen, wie die Wesen je nach den Taten wiederkehren. ‚Diese lieben Wesen sind freilich in Taten dem Schlechten zugetan, in Worten dem Schlechten zugetan, in Gedanken dem Schlechten zugetan, tadeln Heiliges, achten Verkehrtes, tun Verkehrtes; bei der Auflösung des Leibes, nach dem Tode gelangen sie auf den Abweg, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in untere Welt. Jene lieben Wesen sind aber in Taten dem Guten zugetan, in Worten dem Guten zugetan, in Gedanken dem Guten zugetan, tadeln nicht Heiliges, achten Rechtes, tun Rechtes; bei der Auflösung des Leibes nach dem Tode gelangen sie auf gute Fährte, in selige Welt‘: so kann er mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, übermenschliche Grenzen hinausreichenden, die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen sehen, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, er kann erkennen, wie die Wesen je nach den Taten wiederkehren.

Drittes Wissen

„Solchen Gemütes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtet und lenkt er das Gemüt auf die Erkenntnis der Triebversiegung. ‚Das ist das Leiden‘, erkennt er der Wirklichkeit gemäß. ‚Das ist die Leidensentwicklung‘, erkennt er der Wirklichkeit gemäß. ‚Das ist die Leidensauflösung‘, erkennt er der Wirklichkeit gemäß. ‚Das ist der zur Leidensauflösung führende Pfad‘, erkennt er der Wirklichkeit gemäß. ‚Das sind die Triebe“, erkennt er der Wirklichkeit gemäß. ‚Das ist der Triebe Entwicklung‘, erkennt er der Wirklichkeit gemäß. ‚Das ist der Triebe Auflösung‘, erkennt er der Wirklichkeit gemäß. ‚Das ist der zur Auflösung der Triebe führende Pfad‘, erkennt er der Wirklichkeit gemäß. In solcher Kunde, solchem Anblicke löst sich ihm das Herz vom Wunschestrieb ab und löst sich vom Daseinstrieb ab und löst sich vom Nichtwissenstrieb ab. ‚Im Erlösten ist die Erlösung‘, diese Erkenntnis geht auf. ‚Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketentum, gewirkt das Werk, nichts mehr nach diesem hier‘, versteht er da. Gleichwie etwa, wenn da am Ufer eines Alpensees von klarem, durchsichtigem, ungetrübtem Wasser ein scharfsehender Mann stünde und hineinblickte auf die Muscheln und Schnecken, auf den Kies und Sand und die Fische, wie sie dahingleiten und stille stehen; der sagte sich nun: ‚Klar ist diese Wasserfläche, durchsichtig, ungetrübt; ich sehe darunter die Muscheln und Schnecken, den Kies und Sand und Fische, die dahingleiten oder ruhn‘: ebenso auch lenkt er und richtet nun der Mönche das Gemüt auf die Erkenntnis der Triebversiegung. ‚Das ist Leiden‘, erkennt er der Wirklichkeit gemäß. ‚Das ist die Leidensauflösung‘, erkennt er der Wirklichkeit gemäß. ‚Das ist der zur Leidensauflösung führende Pfad‘, erkennt er der Wirklichkeit gemäß. ‚Das sind die Triebe“, erkennt er der Wirklichkeit gemäß. ‚Das ist der Triebe Entwicklung‘, erkennt er der Wirklichkeit gemäß. ‚Das ist der Triebe Auflösung‘, erkennt er der Wirklichkeit gemäß. ‚Das ist der zur Auflösung der Triebe führende Pfad‘, erkennt er der Wirklichkeit gemäß. In solcher Kunde, solchem Anblicke löst sich ihm das Herz vom Wunschestrieb ab und löst sich vom Daseinstrieb ab und löst sich vom Nichtwissenstrieb ab. ‚Im Erlösten ist die Erlösung‘, diese Erkenntnis geht auf. ‚Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketentum, gewirkt das Werk, nichts mehr nach diesem hier‘, versteht er da. (M 51)   Übersetzung aus dem Pali von Paul Debes in „Das Dasein und seine Meisterung nach der Lehre des Buddha“ Hast du Fragen dazu oder möchstest etwas dazu sagen? Schreib es in die Kommentare. Und wenn der Beitrag dir gefallen hat, teile ihn oder klicke gefällt mir.

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