Hast du auch schon einmal die Erfahrung auf deinem spirituellen Weg gemacht, dass sich alles leer und sinnlos anfühlt, die Welt ganz kalt und fremd erscheint und so schmerzhaft getrennt ist? Es gibt auf dem Weg zum Erwachen Erlebnisse, die sich wie eine Fahrt in der Geisterbahn anfühlen. Wie geraten wir in diese kalte Wüste?
Herumirren in unbeseelter Kulisse
Angelika hatte mir geschrieben, als sie sich plötzlich „in unbeseelter Kulisse“ herumirren sah und nichts mehr wirklich erschien. Herzlichen Dank, Angelika, dass ich einen Auszug aus deiner Email hier zitieren darf.
„Es scheint mir daher zu kommen, dass jetzt keiner Empfindung und keinem Gedanken mehr geglaubt werden kann. Während es früher eine körperliche Empfindung des In-der-Welt-Geborgenseins gab (Wärme und was-weiß-ich-noch im Rücken), mischt sich nun dauernd der Kommentar:
„das ist nur ein Gedanke und deshalb nicht wahr“ ein.
Auch etwas, was ich als „Energie“ beschrieben hätte (innerlich oder äußerlich spürbar) hält ja der Überprüfung nicht stand, weil es das nicht gibt und es auch deshalb „eigentlich“ nicht spürbar ist. Zumindest lt. LU, weil nicht sicht- oder tastbar.
Also auch alles Gedanke und Einbildung. Also ist da nichts. Und das ist – tja wie? Beängstigend? Verloren? Orientierungslos? Sinnlos?….
So gesehen – überspitzt und sehr negativ formuliert – ist es ein Herumirren in unbeseelter Kulisse ohne Wegweiser und ein Suchen nach etwas, was es offenbar nicht gibt. Wer sucht? Es scheint, es ist ein Suchen, um dieses Gefühl der Unruhe und Ungeborgenheit weg zu bekommen. Es hat fast was Instinktives.
Warum fühlt sich alles so kalt, leer und sinnlos an?
Angelika ist in einer nihilistischen Sackgasse gelandet. Sie hat vor kurzem die Ich-Illusion durchschaut. Ihr Begleiter hatte offensichtlich gesagt, Gedanken seien nicht real, alles, was nicht mit den 5 Sinnen erfassbar sei, gäbe es nicht. Und das stimmt in gewisser Hinsicht. Gedanken sind nicht substanzhaft. Das, wovon sie handeln, ist nicht wirklich da. Wenn wir im Büro sitzen und an unseren nächsten Urlaub denken, liegen wir nicht wirklich am Strand.
Allerdings ist auch alles, was durch die 5 Sinne erlebt wird, nicht substanzhaft. Nicht substanzhaft heißt aber nicht, dass es das nicht gibt – es wird ja etwas erlebt.
Zu sagen, nur was wir durch die 5 Sinne erleben ist da, ist ein didaktisches Mittel, das auf dem Weg durch die Fesseln zu der Erkenntnis führt, dass nichts Substanz hat. Aber wie gesagt – das ist nicht gleichbedeutend damit, dass es das alles nicht gibt. Wenn es das alles nicht gäbe, würden wir es ja nicht erleben.
Zu sagen „das gibt es nicht“ führt sehr leicht in eine nihilistische Sackgasse. Plötzlich scheint es gar nichts mehr zu geben, die Welt entleert sich, alles fühlt sich kalt an, fremd, getrennt.
Gedanken sorgen für die Oskar-würdigen Spezialeffekte
Erwachen ist nichts Schreckliches. Wenn wir in einer spirituellen Geisterbahn landen, sorgt ein besonderer Gedankenfilter für die Gruseleffekte.
Die Gedanken versuchen sich einen Reim auf das zu machen, was erlebt wird und was gesagt wurde. Nun legen sie über alles Erleben den Filter „das ist nicht wirklich, gibt es nicht“. Es ist ganz unglaublich, wie diese gedanklichen Filter unser Erleben verzerren können. Ich habe es auch erlebt. Und es fühlt sich so völlig real und sehr beängstigend an.
Die meisten Sucher, die ich begleite, geraten auf ihrer Reise wenigstens einmal in diese nihilistische Sackgasse. Auch ohne dass uns jemand sagt, „Das ist nicht real, das gibt es nicht“, versuchen unsere Gedanken zu erklären, was geschieht. Und da es noch nie diese Einsichten gegeben hat, z.B. das nichts Substanz hat, schlussfolgern sie, dass es das alles einfach nicht gibt.
Wie du wieder aus der nihilistischen Sackgasse herauskommst
Es gibt zwei Strategien:
1. Du kannst diese Zeit aussitzen, meistens dauert so eine Phase etwa zwei Wochen. Sie geht von ganz allein vorüber, der Perspektivwechsel wird integriert werden und alles erscheint wieder normal, nur ist es nun ein neues Normal, in das die Einsicht integriert wurde.
2. Wenn es sehr unangenehm ist und du schneller wieder aus der Geisterbahn aussteigen möchtest, wende dich der unmittelbaren Erfahrung zu.
Was ist zu sehen? Was ist zu hören? Welche Berührungsempfindungen sind zu spüren?
Wie riecht es? Was für einen Geschmack hast du im Mund?
Erlaube dir alle Sinneserfahrungen vollständig zu erleben, egal, ob sie angenehm oder unangenehm sind. Das Leben wird sehr schnell wieder bunt und lebendig werden.
Wenn jemand auf dem spirituellen Weg sagt, dies oder das „gibt es nicht“ – Achtung! Das ist eine nihilistische Verallgemeinerung, die nicht zutrifft. Nichts hat Substanz, nichts ist ein Ding – dennoch wird es erlebt.
Philosophisch gesagt ist es weder wahr, dass es die Welt gibt noch dass es sie nicht gibt. Du wirst das eines Tages selbst erkennen und dieses Paradox begreifen.
Bist du auch schon einmal eine Runde in der spirituellen Geisterbahn gefahren? Was hast du dabei erlebt? Erzähle es in den Kommentaren.
Und wenn du Freunde hast, die diesen Artikel gern lesen würden, leite ihn gern weiter.
Bild: Courtesy Pixabay